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Erfahrungsbericht von Carola (Schirin)  über ihre BATO-Ausbildung

 

Hallo zusammen,

heute möchte ich Euch von der BATO-Ausbildung und meinen Erlebnissen während der Ausbildungszeit berichten. Aber wo fange ich an?
Natürlich ganz von vorne. Ich heiße Carola, bin verheiratet, Mutter von zwei Töchtern und bin in Bremen zuhause und mittlerweile seit über 10 Jahren eng mit dem Orientalischen Tanz verbunden. Regelmäßiger Unterricht, die Weiterbildung als Tänzerin sowie diverse Auftritte gehörten und gehören untrennbar zu mir.

Aber ein großes Ziel rückte immer mehr in meinen Fokus. Genau – der Wunsch Lehrerin für Orientalischen Tanz  zu werden. Nicht eine Lehrerin, die mal eben so „drauf los“ unterrichtet. Denn: wie unterrichte ich eigentlich, was sollte ich als Lehrerin wissen und wie fühlt es sich überhaupt an, vor einer Gruppe zu stehen und z. B. verschiedene Bewegungen zu erklären? Bei diesen vielen Fragen, merkte ich sehr schnell, dass ich eine richtig gute Ausbildung machen wollte, die auch nach dem Abschluss entsprechend zertifiziert wird.

Aber was ist eigentlich eine gute Ausbildung? Bei wem kann ich diese absolvieren, an welchem Ort findet sie statt, wo liegen die Schwerpunkte, wie lange dauert sie, was kommen für Kosten auf mich zu…. usw. Die Liste der Fragen wurde immer länger und gleichzeitig tauchten auch ein paar Selbstzweifel auf; traue ich mich, kann ich das und schaffe ich das?
Ich machte mich schlau und informierte mich über die doch zahlreich vorhandenen Ausbildungen. Oft wurden fest terminierte Wochenenden angeboten, Teilnahmepflicht wurde vorausgesetzt, um zu einer Prüfung zugelassen zu werden. Berlin, Frankfurt – es gab einige Möglichkeiten. Oder vielleicht die BATO-Ausbildung?
Verschiedene Standorte, u. a. auch in meiner Heimatstadt Bremen, freie Terminwahl, jede Menge tolle Dozentinnen und Dozenten (viele Grüße an dieser Stelle an den leider einzigen männlichen Dozenten Burkhard Schwier) und eine Vielzahl an Fächern und Themen. Diese Vielfalt und auch das neu eingeführte Ausbildungssystem, das gewollt nach Tänzerinnen- und Trainerinnen -Ausbildung trennt, machte mich neugierig und gefiel mir. Nach einem Telefonat mit A Nada (Standortleitung Bremen), fiel sehr schnell meine Entscheidung und ich meldete mich an.

Der erste BATO-WS an dem ich teilnahm, war „Trainingsaufbau und gesundheitliche Aspekte“ mit Simone Paulyn. Wow, was ich an dem Wochenende lernte, raubte mir förmlich den Atem. Ein aktives Standbein, rückenfreundliches Tanzen, Aufbau der Muskeln, die Wirbelsäule, wie baue ich ein Training auf und vieles mehr stand auf dem Programm. Ich merkte sehr schnell, was diese Ausbildung zu bieten hat. Denn: ich hatte in meiner ganzen Tänzerinnenzeit bis dato noch nie von einem „aktiven“ Standbein gehört. Automatisch mit getanzt, aber theoretisch noch nie so erklärt bekommen, wie von Simone.

Und so ging es weiter, ein Ausbildungswochenende folgte dem nächsten. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es begeisterte mich, wie viel man als Tänzerin lernen kann. Mir gefiel es außerordentlich gut, dass grundsätzlich praktisch und theoretisch gelernt wurde. Seitenweise Skripte und eigene Aufzeichnungen fasste ich später zu meinen eigenen Dokumenten zusammen. Das machte Spaß und nie zuvor hatte ich mich derart ausführlich den verschiedenen angebotenen Themen gewidmet. Ein riesengroßer „Schatz“ entstand, von dem ich heute noch gerne den Deckel lüfte und hineinschaue.

2012 machte ich einen für meine Entwicklung entscheidenden WS „Grundlegende Tanztechnik“ bei Miriam Missura Marzetta. Wir sprachen nicht nur über Tanztechnik, sondern auch darüber, wie man als Lehrerin Erklärungen für die Schülerinnen gut erklärt und vermittelt. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine eigene Gruppe, die ich unterrichtete. Miriam machte mir Mut und gab mir wertvolle Tipps, um über meinen Schatten zu springen und eine Gruppe zu übernehmen. Und so kam es; nur ein paar Wochen später bekam ich das Angebot eine VHS-Gruppe zu übernehmen. Ich fegte alle Zweifel beiseite und übernahm diese Gruppe, die ich noch heute dankbar und voller Freude unterrichte. Zu dieser Zeit hatte ich einen kleinen Meilenstein übersprungen, denn jetzt konnte ich all das Wissen, was ich bisher in der Ausbildung vermittelt bekam, praktisch anwenden. Und es macht so viel Spaß, diesen Tanz weiterzugeben!

Der Standort Bremen wurde leider 2013 geschlossen. Das bedeutete für mich ein Mehraufwand an Organisation, Fahrten zum nächsten Standort und auch erhöhte Kosten. Dennoch kam mir nie der Gedanke, diese wundervolle Ausbildung vielleicht nicht weiter zu verfolgen. Und so fuhr ich nach Hildesheim, Heidelberg und Straubing, um meine ganzen Ausbildungsscheine zusammen zu kriegen, denn in 2014 sollte Prüfung sein und ohne den Nachweis über die absolvierten Themen erhält man keine Prüfungszulassung.

Die Prüfung rückte näher und so stand für mich 2014 ganz in dem Thema „Prüfungsvorbereitung“. Die Reisen durch ganz Deutschland zur Ausbildung, der jährliche tolle Kongress in Bonn und zusätzliche Trainingsstunden natürlich eingeschlossen.

Für die Tänzerinnenprüfung musste ein „eigener“ Raks Sharki getanzt werden, was bedeutete, dass ich stundenlang vor meiner CD-Anlage saß und ich „meine“ Musik suchte. Ich fragte einige Dozentinnen, die mich mit Tipps und diversen Musikvorschlägen versorgten. Aber die Qual der Wahl hatte ich ganz allein. Nach einiger Zeit hatte ich passende Musik gefunden. Nun folgten zahlreiche Stunden, um meine eigene Choreographie zu erarbeiten. Diese Aufgabe hatte jede Tänzerin zusätzlich noch für einen Folkloretanz, denn auch dieses Thema wurde geprüft und es musste hierfür ein eigener Tanz kreiert werden. Das war eine Herausforderung für alle von uns, die in die Prüfung gingen.

Zu meiner speziellen Prüfungsvorbereitung gehörten zusätzliche Coachings und Trainingsstunden bei Abeer, Sabine Boumann, A Nada und Schachlo. Und es machte mir trotz des ganzen Prüfungsstresses alles so viel Spaß. Ich merkte, wie ich mich selber finden konnte, ganz ich selber sein durfte und selbstkritisch zu beäugeln, was ich gut kann und was vielleicht nicht so gut.
Kurz: ich lernte mich ein Stück weit näher kennen. Viele Stunden verbrachte ich mit Abeer im Studio, die mich immer wieder herausforderte, mich „schwitzen“ ließ und mich auch manchmal an meine Grenzen brachte. Danke liebe Abeer, ich fand diese Erfahrung so schön und so wertvoll. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Du bist in jeder Hinsicht eine tolle Frau!

Auch Sabine feilte an meinen Bewegungen, meinem Ausdruck, meinem „ich“  – manchmal schonungslos, aber immer ehrlich und immer voller Wertschätzung und auf Augenhöhe. Danke, das war eine tolle Zusammenarbeit und ich habe die Stunden mit Dir sehr genossen.

A Nada brachte mir Körperwahrnehmung bei, voller Hingabe und gespickt mit vielen Tipps, in mein „Inneres“ zu gelangen um so meinem Tanz noch mehr Ausdruck zu verleihen. Ich danke Dir liebe A Nada!

Und natürlich Schachlo – meiner Lehrerin seit über 7 Jahren – sie hat mich immer aufgebaut und an mich geglaubt; sie hatte nie einen Zweifel daran, dass ich die Prüfung vielleicht nicht bestehe. Sie gab mir jederzeit Tipps und Ratschläge, worauf ich achten kann und sie brachte es kurz vor der Prüfung bei einer gemeinsamen Videoanalyse meines Tanzes auf den Punkt „das ist gut so, das ist dein Stil, so tanzt du, das bist du“. Danke liebe Swetlana, ich bin so dankbar, Dich als Lehrerin zu haben!

Der Sommerurlaub mit meiner Familie fiel eine Woche kürzer aus als sonst, damit ich zuhause noch Zeit hatte zum Lernen und zum Tanzen. Die Zeit verging wie im Flug und ich lernte, lernte und lernte.
Zusätzlich kam die Ausarbeitung meines Prüfungsthemas für die Trainerinnenprüfung. Mit meiner VHS Gruppe hatte ich ein paar Tage vor der Abschlussprüfung die Gelegenheit, meine Ausarbeitung praktisch zu testen; leider kam ich mit der vorgegeben Zeit nicht zurecht; ich änderte daraufhin noch mein Aufwärmprogramm, verkürzte dieses, nahm neue Musik und hoffte einfach nur noch, dass in der Prüfung alles klappen möge.

Die Ameisen in meinem Bauch wurden immer mehr zu einem ganzen Ameisenstaat und dann war es endlich soweit. Das Prüfungswochenende stand vor der Tür!

Puh, war das aufregend.  Angekommen im Studio bei Abeer wurden wir Prüflinge warm und herzlich empfangen, A Nada verteilte Notfallsdrops (danke, ich glaube ich habe die Dose fast alleine geleert) wir wurden von allen Prüferinnen gedrückt und geknuddelt (danke, Ihr wart so lieb!) – alles war vorbereitet und los ging es. Nachdem wir die schriftliche Tänzerinnen und Trainerinnen-Theorie absolviert hatten, bekamen wir Prüflinge die Gelegenheit zum Durchatmen. Verstreut auf unsere Hotelzimmer blieb einwenig Zeit um die erste Anspannung fallen zu lassen, aber nur kurz, denn abends stand die praktische Tänzerinnenprüfung auf dem Programm. Unter uns Prüflingen war trotz der Aufregung eine gute, harmonische Stimmung zu spüren, was ich als sehr angenehm empfand. Wir machten uns gegenseitig Mut, trösteten, halfen in die Kostüme usw.

Noch nie hatte ich bei einem Auftritt so viel Druck empfunden. Eine Prüfung ist dann doch eine ganz besondere Situation. Ich war so aufgeregt, dass mir bei meinem Stocktanz die Knie zitterten und ich glatt eine Stelle meiner Choreographie vergaß.

Nach dem praktischen Teil waren wir doch sehr erleichtert und die Gesichter der Prüferinnen hatten einen zufriedenen Ausdruck. Uns wurde mitgeteilt, dass wir alle am Sonntag zur Trainerinnenprüfung wiederkommen dürfen, mehr wurde aber nicht verraten. So huschten wir in unsere Hotelzimmer und ich nahm die Gelegenheit wahr, mich nochmals auf meine Prüfung vorzubereiten und danach dann doch ziemlich erschöpft in die Kissen zu sinken.

Sonntagvormittag trafen wir uns wieder alle im Studio Bahia. Wir waren alle gut gelaunt und nicht ganz so aufgeregt wie am Vortag. Klar lag auch hier Spannung in der Luft und als ich dann meine ganzen Schülerinnen sah (danke für Euer Kommen)  und ich an der Reihe war, war es wieder da – das Lampenfieber. Nach dem mir gesagt wurde, dass ich die Tänzerinnenprüfung bestanden hätte (die Voraussetzung, um in die Trainerinnenprüfung zu gehen), brach ich erst einmal in Freudentränen aus, um danach schnell den Schalter umzulegen und sofort mit dem Warm-up zu beginnen. Mein Thema war „kleine Schrittkombinationen“ und ich baute mit den Schülerinnen eine Schrittfolge nach der anderen zusammen. Am Ende konnten wir alles in Ruhe durchtanzen und mit einem kleinen Cool-down abschließen.Ich war während der Prüfung sehr in meinem Element, denn mir war es gelungen, die Prüferinnen doch glatt während der ganzen Lehrprobe zu vergessen. Als wenn sie gar nicht da wären; ich war von mir selbst überrascht, wie entspannt ich in dieser Prüfung war. Auf die Minute konnte ich den Unterricht beenden - zufrieden und erleichtert verließ ich den Saal.

Nachdem alle Prüflinge durch waren, machte sich große Erleichterung unter uns breit. Wir hatten es geschafft! Der ganze Stress lag hinter uns. Nur eine Frage bliebt: hatten wir alle auch die Trainerinnenprüfung bestanden? Um 16 Uhr folgte die Erlösung. Alle hatten bestanden! Umarmungen, Gehüpfe, Freudenjubel, Freudentränen…. Das volle Programm. Das war ein Glücksgefühl, das ich selber nur schwer in Worte ausdrücken kann. Erleichterung, Stolz und ein innerer Frieden breitete sich aus. Nach unzähligen Freudentränen meinerseits und einer unbändigen Euphorie fuhren wir alle glücklich nach Hause. Noch Tage später schwebte ich förmlich auf einer Wolke und wenn ich heute an die Prüfung zurückdenke ist es wieder da – dieses Glücksgefühl.

Nun bin ich Tänzerin und Trainerin für Orientalischen Tanz. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ein Weg, den ich sehr zielstrebig und voller Ehrgeiz verfolgt habe, liegt hinter mir. Jedes Ausbildungswochenende war für mich ein Puzzleteil; nach und nach legte ich dieses Puzzle zusammen und nun liegt es komplett zusammengebaut vor mir.
Ich habe in dieser Zeit so viele nette Menschen kennengelernt, es sind Freundschaften entstanden, ich habe so viel gelernt – ich kann diese Ausbildung wirklich jeder Tänzerin ans Herz legen.

Findet Euch selber, Ihr habt es in der Hand. Ich denke sehr dankbar an diese Zeit zurück und nehme meinen Schatz mit; diese Kiste mit Erinnerungen, Erfahrungen und so viel Wissen über den Orientalischen Tanz kommt nicht nur mir, sondern auch meinen Schülerinnen zu Gute.

Mittlerweile hat sich die Ausbildungsordnung geändert, die Wochenenden werden zugefasster unterrichtet, es gibt weniger Themen und viele Nebenfächer wurden gestrichen. Das stimmt mich persönlich mehr als nachdenklich, denn ich habe auch gerade durch Nebenfächer gemerkt, welche Tanzstile mir auch liegen und sind Nebenfächer „nicht so viel wert“ wie Hauptfächer und warum werden diese gestrichen? Klar, ist die gesamte Ausbildungszeit dadurch kürzer und kostengünstiger für die Absolventinnen, aber um seinen eigenen Stil zu entwickeln und sich auch als Tänzerin und Trainerin zu entdecken, sind die Nebenfächer in meinen Augen unabdingbar. Mir haben sie jedenfalls nicht „geschadet“, denn ich finde z. B. Mittelasiatisch und Persische Tänze, Tribal, Türkische Tänze und auch Indischen Tanz sehr interessant – gehören sie doch alle zum Orientalischen Tanz dazu! Es wird nach der Prüfung zertifiziert, dass man Tänzerin und Trainerin für Orientalischen Tanz ist – dazu gehören meiner Meinung nach auch diese Fächer, denn meine Schülerinnen wollen in jeder Hinsicht eine informierte Lehrerin haben – und das zu Recht.
Der Bundesverband hat sich sicherlich etwas bei der Neugestaltung der BATO-Ausbildung gedacht; vielleicht erfahren wir alle mehr bezüglich der Fächerverteilung und der zukünftigen Ausbildungsgestaltung in einer der nächsten Chorika-Ausgaben.

Mein Dank geht an die wundervollen, kompetenten Dozentinnen und Dozenten, die mit ihrem Fachwissen, ihrer Geduld, ihrer Lebensfreude und ihrer Euphorie diesen Tanz weitergeben und eine solch tolle Ausbildung möglich machen.
Danke an meine Schülerinnen, was wäre ich ohne Euch?
Danke an meine Familie, meine Freundinnen und Freunde, die mich immer unterstützt haben, um mein Ziel zu erreichen und so manche Party ohne mich feiern mussten.

Und zu guter Letzt: Danke an meinen Kai, der immer für unsere Mädchen da war, wenn ich auf Reisen war, Zusatzstunden nahm, lernte oder sonstiges unternahm, um mich weiterzubilden.

Mein Weg geht weiter – mit dem Orientalischen Tanz im Herzen und mit der Lebensfreude, die dieser Tanz in mir hervorruft.

 

Carola Homann
28307 Bremen
Tel.: 0172-4216398
Email: info@schirin-tanzt.de
Web: www.schirin-tanzt.de